Die Arbeitswelt im Wandel
Meine Generation
Ich bin einer der Generation Y und eigentlich mag ich diese Generationen-Zuschreibungen nicht so. Trotzdem sind Unterschiede erkennbar und jede Generation hat ihre eigene Zeit geprägt und wurde von den Um- und Zuständen dieser Zeit geprägt. Meine Prägungen erkenne ich relativ klar. Ich kann sehen, wie mich die Werte und Haltung der Generation meiner Eltern (Boomer) geprägt haben und welche Prägungen ich aus der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, habe. Ich kann auch regionale Prägungen erkennen. In diesen Prägungen und meinen (anderen) Ansichten, Haltungen oder Werten sehe ich Widersprüche. Das Erkennen, Akzeptieren und Hinterfragen dieser Widersprüche ermöglicht mir wiederum, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Welche Eigenschaften meiner Generation zugeschrieben werden, kannst du googeln und selbst entscheiden, wie viel wohl auf mich zutrifft.
Die Arbeitswelt und die Generationen
Über die Generationen auf dem Arbeitsmarkt wollte ich schon lange schreiben. Da ich diese Pauschalisierungen jedoch nicht mag und der Text wohl eher ein Durcheinander aus verschiedensten Blickwinkeln geworden wäre, lasse ich das. Auf dem Arbeitsmarkt befinden sich sehr viele Menschen mit ganz verschiedenen Prägungen, Haltungen und Werten, die sich vermischen. Es sind Tendenzen in den jeweiligen Generationen erkennbar und je nach Perspektive sind die dann gut oder schlecht. Ja, es kommt zu Generationenkonflikten und ja, die sind oder scheinen offensichtlich. Aber sind es nicht auch einfach Konflikte und Unverständnis zwischen Menschen, die einander nicht verstehen wollen (können)?
Ein grundlegender Wandel
Seit einiger Zeit kommen immer mehr Menschen der Gen Z auf den Arbeitsmarkt. Sie sind die Generation, die nach uns Y’lern kommt und auch wenn ich ihnen nahe bin (zumindest vom Alter her), erleb(t)en sie vieles anders. Vielleicht haben wir der Gen Y es noch gut, weil wir die «alte» und die «neue» Welt kennen. Vielleicht ist es aber auch genau das, was uns das (Arbeits-) Leben schwer macht, wer weiss das schon. Wenn ich von kennen schreibe, meine ich v. a. die prägende Zeit, in der wir aufgewachsen sind, die Zeit, in der man uns erklären wollte, wie das Leben und die Welt «funktioniert». Nun ist es aber genau diese Generation Z, für die der Wandel und die Schnelllebigkeit alltäglich sind. Es ist die Generation, die gesehen hat, wie ihre Eltern, Onkel, Tanten, Lehrpersonen, Grosseltern etc. unzufrieden bei der Arbeit waren, wie sie Burn-outs hatten oder reinrutschen und so vieles mehr. Die Welt hat sich gewandelt und sie wird sich wandeln. Lösungen von früher passen für die Zeit von heute und morgen oft nicht mehr. Die Welt ist voll im Wandel. Nicht erst morgen. Heute.
Wo stehen wir
Die Generationen sind und werden in der Arbeitswelt ein Thema bleiben. Ein Thema, weil man damit polarisieren kann, weil es (anscheinend) vieles erklärt und doch denke ich, dass die Lösungen nicht in den Unterschieden zwischen den Generationen oder dem Fokus auf jeweils eine Generation gefunden werden. Ansätze ja, aber Lösungen? Deshalb möchte ich nun schauen, wo wir heute stehen. Die Arbeitswelt ist wie die Welt im allgemeinen stark im Wandel. Was oft als Floskel genutzt wird, ist Realität und geht uns alle an. Weil Menschen es lieben, Lösungen zu finden und Lösungen bereit zu haben, finden sich für die aktuellen Probleme auch ganz viele. Das könnte sich dann in etwa so lesen: Die Arbeitswelt der Zukunft ist mobil, hybrid, flexibel. Am besten gibt es überall Coworking Spaces oder noch besser, wir richten unsere Büros wie Coworking Spaces ein. Ein paar Palettenmöbel, Sitzsäcke, eine Siebträgermaschine und Zack! Arbeitsplatz der Zukunft. Einfach ohne Schulnoten rekrutieren und Zack! Die Welt ist neu. Mehr betriebliches Gesundheitsmanagement und Zack! Die Mitarbeitenden sind gesund. Ach, wie lang und lustig (oder traurig) könnten diese Zukunftslösungen noch weitergeführt werden. Ach ja, agil! Agil habe ich vergessen, denn das ist auch DIE Lösung der Arbeit, die nicht vergessen werden darf oder nein, es ist ja mittlerweile schon wieder nicht die Lösung. Ach, ist das kompliziert.
Wir befinden uns in einer Zeit, in der das «Alte» nicht mehr funktioniert und wir das «Neue» noch finden müssen und dürfen.
So stehen viele Unternehmen heute da und kämpfen mit dem Fachkräftemangel, mit hoher Fluktuation, mit vielen Mitarbeitenden mit krankheitsbedingten Abwesenheiten. Das alleine auf die Arbeitsstrukturen abzuschieben wäre schlecht, falsch und auch langweilig. Unternehmen können aber ganz viel machen.
Die Zukunft gestalten
In einer Zeit wie der unseren scheint es mir wichtig, nicht die schnellen Lösungen zu suchen und vor allem nicht die Ansätze der andere zu kopieren. Zwei Beispiele:
Agilität kann ganz unterschiedlich stattfinden. Die Ansätze und Theorien können uns helfen, den Weg einzuschlagen, aber die konkrete Umsetzung selbst zu gestalten. Es ist dann die Aufgabe der Unternehmen und der Menschen, die agile Arbeitsweise so zu gestalten, wie es zu ihnen passt. Falls eine agile Arbeitsweise überhaupt passt.
Hybrid, Remote, und was weiss ich, haben durch Corona einen Boom erlebt und gehören für manche Unternehmen bereits wieder in die Vergangenheit. Vielleicht deshalb, weil sie nicht bereit sind, individuelle Möglichkeiten auszuprobieren und zu finden, sondern weil sie kopieren wollten oder noch stark an früher festhalten.
Aus meiner Sicht und bisherigen Erfahrung können wir die Zukunft nur gestalten, wenn wir in der Gegenwart beginnen. Dabei sollten wir akzeptieren, dass wir die Zukunft noch nicht kennen und in einer Zeit des Ausprobierens und neu Entdeckens leben. Dazu gehört auch Scheitern. Erfolgreich zu scheitern haben die wenigsten von uns gelernt und deshalb ist es höchste Zeit.
Es würde oft auch helfen, Bestehendes nicht einfach anpassen oder optimieren zu wollen, sondern wirklich neu zu machen. Es ist mir klar, das braucht Mut, Energie und so vieles mehr. Was wäre aber, wenn es funktioniert und das Unternehmen gestärkt in die Zukunft geht?
Achtung bei New Work und Handwerk!
Fast vergessen, etwas über die Zukunft der Arbeit und New Work zu schreiben. New Work und Handwerk passt nicht! Handwerker:innen können nicht einfach im schönen Büro sitzen, Teilzeit arbeiten und Workations machen. Oder doch? Ich verstehe den Frust und die Gedanken hinter diesen Aussagen teile sie aber nicht. Hier müsste zuerst wieder der New Work Begriff definiert werden. Betrachten wir New Work aber einfach einmal als eine humane(re) Form der Arbeit, bei der die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden wichtig sind, dann wird schon ganz vieles möglich. Das gilt dann für alle Berufe.
Alles Bullshit?
Bei einem New Work-Buzzword-Bullshit-Bingo würde der Text wohl echt punkten. Bei all dem, was geschrieben ist, geht es aber um Menschen. Es geht um uns! Ich hoffe, dass dieser Text das rüberbringen kann. Wir können heute die Zukunft der Arbeit selbst gestalten. Dafür dürfen wir das Alte würdigen, das Bewährte hinterfragen und damit weitermachen oder es verabschieden. Wir dürfen das Neue mit Neugier betrachten und damit experimentieren.
An verschiedenen Stellen steht müssen und das kann gerne auch durch dürfen ersetzt werden.
Der Begriff New Work und die Gedanken dahinter werden in ganz unterschiedlichen Kontekten verwendet. Hier geht es darum, eine humane(re) Arbeitswelt zu erschaffen. Dazu können natürlich auch Coworking Bereiche oder Spaces oder Siebträgermaschinen (da würde ich mich sehr freuen) etc. gehören. Bevor man fast blind Massnahmen ergreift, wäre eine Vision, wie im Unternehmen in Zukunft gearbeitet werden soll kein schlechter Anfang. Diese sollte aber nicht still in irgendwelchen Verwaltungsrats- oder Geschäftsleitungssitzungszimmer ausgearbeitet werden. Denn die Mitarbeitenden wissen meistens sehr genau, was sie brauchen und wünschen, um zufrieden und gut arbeiten zu können. Auch in den Umsetzungsprozess können oder sollten sie die Menschen (die wollen) in den Prozess einbinden.
Hinweis: Auch dieser Text möchte eigentlich die vielen Perspektiven beleuchten und schneidet vieles nur an oder zeigt nur einen begrenzten Teil. Weitere Gedanken und Möglchkeiten finden sich ebenfalls in diesem Blog.
Soweit mir heute bekannt ist, gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Generationenzuschreibungen.
Foto von Tara Winstead