Nicht immer den einfachsten Weg nehmen
Wenn Menschen mit besonderen Stärken hervorstechen, dann ist, zumindest dem Umfeld meistens klar, in welche Richtung sie sich berufliche entwickeln sollten/könnten. Menschen, die gut mit Menschen können, sollten in soziale Berufe. Solche, die Mathematik gut beherrschen und vielleicht auch ein Auge fürs Detail haben, könnten etwas mit Finanzen, Buchhaltung oder Informatik machen. Nun, das ist ein einfacher Weg und der ist auch schnell gedacht. Aber! So pressen wir uns und andere (zu) schnell in Schubladen, in die sie vielleicht gar nicht passen oder wollen. In ihrer Unsicherheit, was sie denn (wirklich wirklich) möchten, nehmen sie Tipps und Ratschläge dann meistens gerne an.
Offensichtliche Stärke = Beruf (in dem diese Stärke am offensichtlichsten zu sein scheint)
Das ist zwar ein möglicher Weg bei der (beruflichen) Orientierung, er könnte aber auch zu kurz gedacht sein. Denn Menschen sind komplexe Wesen und bringen neben ihren offensichtlichen Stärken viel anderes Wissen, viele Erfahrungen und Bedürfnisse mit. Erst dieser Mix ist das wirklich Individuelle, auf dem basierend die (berufliche) Orientierung stattfinden sollte. Zumindest dann, wenn sie nachhaltig sein soll.
So ist jemand, der gerne anderen hilft und sich gut in andere einfühlen kann (offensichtliche Stärke) prädestiniert, in einem sozialen Beruf (scheint am offensichtlichsten) zu arbeiten. Vielleicht hat diese Person aber ein starkes (auch unbewusstes) Bedürfnis nach Abgrenzung oder Rückzug. Es könnte auch sein (ziemlich sicher!), dass dieser Mensch noch ganz andere und nicht so offensichtliche Stärken hat, deren Kombination in eine ganz andere Richtung weisen könn(t)en. Was macht man zum Beispiel mit jemandem der feinfühlig ist, analytisch denkt, gerne Menschen um sich hat, Verantwortung übernimmt und immer wieder gerne für sich arbeitet?
Vielleicht könnte jemand mit dieser Kombination und Ausprägung eine gute Führungsperson sein. Genauso gut könnte dieser Mensch eine (vielleicht inoffizielle) Rolle im Team einnehmen, in der er oder sie für eine gute Atmosphäre sorgt und noch ganz viele andere Dinge, die ich wir noch gar nicht erahnen.
Also ist unsere Aufgabe nicht Ratschläge und einfache Lösung zu suchen, finden und präsentieren sondern Lern-, Denk-, Arbeits- und Lebensräume zu schaffen, in denen Ausprobieren, Entdecken, Verwerfen, neu Anfangen möglich und natürlich sind und werden.