Gedanken über gemeinsames Weiterkommen

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Vielleicht nicht mehr denn je, aber doch wahrscheinlich vor einem Wendepunkt. Das denke und hoffe ich. Wenn ich nun hier schreibe, dann ist es wichtig, dass sich vieles auf Büro- und büroähnliche Tätigkeiten bezieht. Vieles bezieht sich ebenfalls auf eher höhere Positionen. Bei den “Lösungen” die ich nennen werde, beziehe ich mich aber auf alle. Denn eine gute (Arbeits-)Welt kann nur gut funktionieren, wenn wir alle einbeziehen. Wir sind alle ein Teil davon. Es nichts als ein Witz, dass einige Berufe oder Positionen mehr Wert sein sollen als andere. Gut, aber darum gehts jetzt nicht.

In der Arbeitswelt treten viele Probleme auf und es gibt immer mehr interne und externe Angebote für Mitarbeitende. Eine davon ist, sie zu einem Coach oder betrieblichen Mentor zu schicken. Man schickt sie also, wobei ein Coaching eigentlich immer auf Freiwilligkeit basieren soll. Eigentlich. Diese eine Person, die aus einem Arbeitssystem und vielen weiteren Systemen kommt, soll oder wird dort also an ihrem “Problem” oder, um es aus der lösungsorientierten Perspektive zu sagen, an ihrer Lösung zu arbeiten. An ihrer. Eine Person, in einem System, besucht einen Coach. Versteh mich nicht falsch, es ist in vielerlei Hinsicht ein riesen Fortschritt, solche Möglichkeiten anzubieten und doch gibt es da vielleicht noch mehr. Ich werde nun etwas schwarzmalen.

Es ist also diese eine Person, die ein Problem mit ihrer Vorgesetzten, ihrem Vorgesetzten hat, die Schwierigkeiten im Team zeigt, eine Person, deren Leistung abgenommen hat. Die (oberflächlichen) Gründe können vielseitig sein. Ein Coach sucht dann mit dieser einen Person eine/ihre Lösung. Diese «muss» sie/er dann alleine tragen.

Mir kommt das je länger, je mehr so vor, dass es ein Reparieren ist. Es sind dann vielleicht viele individuelle Reparaturen, die irgendwie zusammenkommen. Da kommt mir das Bild eines Autos in den Sinn, dass verschiedene Ersatzteile hat, die nicht so recht zusammenpassen wollen. Einen Beifahrersitz mit einem Lederbezug anstatt mit Stoff, wie die restlichen Sitze, eine Autotür in Grün anstatt Rot, wie der Rest vom Auto etc. Auch hier wieder: Ich hatte etliche Coachings als Kunde, ich arbeite selbst mit Menschen und ich bin von der Kraft und den Möglichkeiten dieser Wege überzeigt. Und doch..

Gehen wir nur einmal von Mitarbeitenden in einem Unternehmen aus. Das Unternehmen, die Abteilung oder das Team stellt das Auto dar. Jede und Jeder ist ein wichtiges Teil davon. Einige davon landen in einem Coaching und arbeiten an ihrem Thema. Isoliert. Jeder hat sein «Problem» gelöst oder ist daran, dieses zu lösen, einige davon haben sogar miteinander zu tun. Da scheint mir mehr möglich zu sein.

Wie wäre es, wenn man mit Coaching nicht «Reparieren» müsste? Man könnte eine Kultur oder Arbeitsweise aufbauen und pflegen, bei der man sich gemeinsam begleitet, Herausforderungen angeht und sich als Menschen begegnet. Nicht «nur» als Arbeitskolleg*innen. Das wäre dann so, als würde man das Auto immer wieder pflegen, damit es möglichst lange gut funktioniert. Man achtet auf den Tankfüllstand, das Scheibenwischwasser, lässt Kratzer ausbessern oder Beulen entfernen, man putzt es innen und aussen oder gibt es ab und zu in die Garage. Natürlich achtet man auch auf das angemessene Tempo, nimmt Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmenden und schützt so auch die eigene Gesundheit.

Was könnte man also tun, anstatt Einzelcoachings anzubieten oder ab und zu einen Teamentwicklungstag zu machen. Hier gibts nicht mehr, als eine Liste mit Ideen. Denn auch hier gibts keine Patentlösung, sondern nur die Ideen für eine ganzheitliche(re) und humane Haltung, aus denen jede Organisation ihre eigenen Wege finden kann.

  • Ein Team als Team betrachten. Es funktioniert nur als ganzes und braucht das Individuum.
  • Sich bewusst sein, dass wir in einem System stecken und in mehreren Systemen zuhause sind.
  • Wir sind Mensch. Wir legen weder das Privatleben vor der Bürotüre ab noch lassen wir die Arbeit im Geschäft.
  • Das (Arbeits-)Leben als einen lebendigen Prozess sehen, also als etwas, dass immer in Bewegung ist. Was gestern noch war, ist heute vielleicht schon anders.
  • Füreinander da sein. Die «Arbeitskraft» funktioniert nur «gut», wenn es dem Menschen auch gut geht.
  • Eine ehrliche Haltung der Menschlichkeit und Entwicklung pflegen.
  • Eine gemeinsame Vision, gemeinsame Werte haben oder entwickeln.
  • Mitarbeiter*innen Gespräche, Qualigespräche, Jahresendgespräche etc. vergessen und einen regelmässigen Austausch pflegen.
  • Von individuellen Zielen zu gemeinsamen Visionen und Zielen.
  • Von der Fehlerkultur zur Lernkultur.

Wie so oft, ist hier vieles unferti, aber genau das ist das Leben. Es ist in Bewegung, zieht hier und reisst da. So ist es auch mit dem Lernen. Es ist nie fertig und deshalb sind fertige Lösungen auch immer irgendwie.. naja. Da erinnere ich mich an eine Aussage von wem auch immer..(?), die irgendwie passt: «Wissenschaft ist der aktuellste Stand des Irrtums.»